Geschichte und Herkunft der Schweizer Niederlaufhunde:
Um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert stellten einige Schweizer Kantone die Patentjagd auf Revierjagd um. Mit der Änderung des Jagdsystems führten sie gleichzeitig eine Ristmaßbegrenzung für Jagdhunde ein. Die bis dahin verwendeten Bracken waren plötzlich nicht
mehr zugelassen. Die weit verbreitete Meinung, dass diese großen Jagdhunde das Wild reißen und zu lange jagen würden, war für diesen Entscheid mit verantwortlich. Das traf sicher auf die vielen nicht reinrassigen zur Jagd verwendeten, nicht aber auf die Schweizer Laufhunde
zu. Durch diesen Erlass wurden plötzlich Hunderte von Hunden, darunter eben auch reinrassige Laufhunde „arbeitslos“. Was nicht zur Zierde
blieb, wurde verkauft oder leider auch oft getötet!
Die Schweizer Laufhunde mit ihrer über 700 Jahre alten Geschichte gehören zum Schweizer Kulturgut und sollten daher unbedingt erhalten werden. Um dennoch die schönen Farben und Köpfe mit den tief angesetzten langen Behängen der Schweizer Laufhunde sowie deren
kräftigen Laute zu erhalten, entschlossen sich einige Kynologen und Liebhaber für den Versuch, die alten großen Schweizer Laufhunde durch Einkreuzung auf ein tieferes Ristmaß hinunter zu züchten. Viele Versuche schlugen fehl, so beispielsweise die Einkreuzung von Dachshunden.
Bei dieser ebenfalls sehr alten Rasse spaltete sich die Nachkommenschaft fast rein auf, entweder waren die Jungen entweder nahezu reine Dackel oder eben wieder große Laufhunde. Durch die Einkreuzung von Dachsbracken und französischen Bassets, verbunden mit einer Auslesezucht über viele Generationen, gelang es, einen Schweizer Laufhund in Kleinformat zu erhalten, der seinem größerem Vorbild
bezüglich Farbe, Laut und Passion entsprach. Die Zuchtbasis blieb bis heute relativ schmal und die negativen Seiten der langjährigen Verwandtschaftszucht machen sich immer wieder mal bemerkbar, z.B. durch geringe Wurfstärken.
Bis heute sind die Schweizer Niederlaufhunde außerhalb der Schweiz wenig bekannt. Sie gehören zu den extrem seltenen und bedrohten Jagdhunderassen der Welt. Da die Schweizer Laufhunde und Niederlaufhunde zum Schweizer Kulturgut gehören, sollten sie unbedingt
gefördert und erhalten werden.
Wesen und Charakter der Schweizer Niederlaufhunde:
Der Schweizer Niederlaufhund jagt selbständig. Schwieriges Gelände und Unwegbarkeiten machen ihm nichts aus. Sein Körperbau ist rechteckig und er ist ausgesprochen kräftig. Er hat einen erstklassigen Geruchssinn und ist sehr flink bei der Arbeit. Seine Kondition und Ausdauer sind enorm. Sein Jagdinstinkt ist sehr ausgeprägt. Bei Spaziergängen im Wald oder auf dem Feld sollte er besser an der Leine geführt werden.
Er ist sehr menschenbezogen und aufgeschlossen. Die Erziehung ist bei konsequenter Handhabung sehr leicht. Für die Zwingerhaltung eignet sich die Rasse nicht, weil der Schweizer Niederlaufhund die Nähe zum Menschen braucht. Zuhause ist er sehr anspruchslos und anpassungsfähig. Er verhält sich ruhig und unauffällig.
Der Schweizer Niederlaufhund ist intelligent und braucht sehr viel körperliche Betätigung und geistige Beschäftigung zur Auslastung. Nur Spaziergänge allein, mögen sie auch noch so lang und ausgiebig sein, genügen ihm nicht. Er ist ein passionierter Jagdhund und gehört ausschließlich in Hände, die ihn auch jagdlich führen werden. Der Schweizer Niederlaufhund braucht die jagdliche Betätigung, andernfalls verkümmert er. In der jagdfreien Saison sollte der Schweizer Niederlaufhund zusätzlich ergänzend mit Hundesportarten beschäftigt werden.
Krankheiten der Schweizer Niederlaufhunde:
Keine bekannt.
Rassemerkmale der Schweizer Niederlaufhunde:
Der Schweizer Niederlaufhund ist eine von der FCI (Nr. 60, Gr. 6, Sek. 1.3) anerkannte Hunderasse aus der Schweiz.
Die Schweizer Niederlaufhunde sind eine verkleinerte Variante der Schweizer Laufhunde.
Bei einer maximalen Widerristhöhe von 43 Zentimetern ist der Niederläufer rechteckig, mäßig lang und kräftig gebaut.
der Kopf des Schweizer Niederlaufhundes ist mittelgroß und edel, ein freundlich-aufmerksamer Gesichtsausdruck ist rassetypisch.
Wie auch der lange, tief angesetzte und schön gefaltete Behang. Die Rute hängt in ruhiger Gangart entspannt herab und biegt sich bei Aktion leicht nach oben. Es gibt drei Fellvarietäten: den glatthaarigen Berner Niederlaufhund mit kurzem, glatten, dicht anliegenden Fell, den rauhaarigen, leicht bärtigen Typ, mit hartem, elastischen, anliegenden Haar und wenig Unterwolle, sowie den stockhaarigen Berner mit sehr dichtem, geraden Deckhaar, das eng anliegt. Als Farbe ist beim Berner Weiß-Schwarz mit lohfarbenen Abzeichen zugelassen.